Steffen Jobst

Statt Gutachten und Studien, statt eingekauften externen Beratern und vor allem statt Parteipolitik und Ideologien brauchen wir nur gesunden Menschenverstand, um Rüsselsheim nach vorne zu bringen und Probleme schnell und ohne Aufwand zu lösen.

Lassen Sie mich das an ein paar Beispielen verdeutlichen:

Elektroroller

Sie alle kennen das Ärgernis der überall herumstehenden und -liegenden Elektroroller. Das sind teure ressourcenverschwendende Elektrospielzeuge für Jugendliche, die genauso gut zu Fuß gehen oder per Fahrrad fahren können. Menschen mit eingeschränkter Mobilität helfen die gar nicht. Im Gegenteil: Die aufwändigen Umbauten barrierefreier Bushaltestellen werden ad absurdum geführt, wenn ich mir bereits auf dem Weg zur Bushaltestelle die Beine breche. Ich weiß, dass das vielen Bürgern seit Monaten ein berechtigtes Ärgernis ist. Vom Rathaus wird das weder thematisiert noch ins öffentliche Bewusstsein gerückt - und auch der städtische Behindertenbeauftrage schweigt dazu.
Die Lösung wäre einfach: Man nimmt eine bestehende Satzung einer anderen Stadt, die das Problem schon gelöst hat - das ist copy & paste. Wir legen für die Roller nur noch 2 Stellplätze fest, die halbwegs Sinn machen: einen am Bahnhof und einen an der Fachhochschule. Dann sind diese Stolperfallen aus dem restlichen Stadtgebiet verschwunden.

Verkehrspolitik

Nehmen sie die Umwandlung der Weisenauer Straße in eine Fahrradstraße. Bevor man da Fakten schafft, wäre mit einem Probebetrieb ganz schnell zu erfahren, ob das funktioniert, wohin der Verkehr dann abwandert und welche Auswirkungen das auf den restlichen Stadtteil hat. In der Herangehensweise an solche Projekte, die oft mit hohen Ausgaben für externe Firmen verbunden sind, müssen wir flexibler und kreativer werden. Wir brauchen praxisorientierte Lösungen und wie in diesem Fall einfach mal einen temporären Versuch, der mit ein paar Absperrbaken in 2 Stunden umgesetzt ist.

Schritt für Schritt

Wir müssen lernen, kleinteilige Entwicklungen zeitnah abzuschließen, statt Masterplänen über Jahrzehnte hinterherzurennen.
Beispiele kennen wir genug: Umzug Städteservice und Stadtwerke, Karstadt, Candy, die Fläche der abgebrannten Eisdiele, Veranstaltungsfläche Mainvorland und Stadtpark.

Wir brauchen viel zu viel Zeit, um Fehlentwicklungen zu stoppen, Fehlentwicklungen zu korrigieren, zu viel Zeit, Alternativen auszuarbeiten, und zu viel Zeit, um auf veränderte Situationen zu reagieren.
Man denke an die schiefen Treppen an der Sophienpassage, an denen immer wieder Leute stürzen. Ein Ärgernis seit Jahren - nie korrigiert.
Es wird übrigens eine meiner ersten Maßnahmen als Oberbürgermeister sein, hier Abhilfe zu schaffen.

Auch gehört bei „Wein am Main“ längst eine vernünftige Toilettenanlage installiert und sämtliche provisorischen Anschlüsse dauerhaft unterirdisch verlegt. Wir haben mit viel Geld das Mainufer neu gestaltet, haben den Fahrradweg da lang gelegt, was eigentlich schon eine Fehlplanung war, weil die Radfahrer durch die Leute fahren, die zum Weinstand wollen.
Und der Weinstand - das, was am Ufer wirklich genutzt wird – besteht jetzt seit 6 Jahren aus einer Bretterbude und einem Klowagen, die mit offen auf der Erde liegenden Stromkabeln und Wasserleitungen erschlossen sind. Warum geben wir uns an entscheidender Stelle mit so wenig zufrieden, wo doch jeder vernünftige Mensch sagen würde: Das wird gut angenommen, da müssen wir nachbessern, da müssen dauerhafte Lösungen her.

Ebenso würde man viel Geld und Zeit sparen, wenn man funktionierende Konzepte einfach aus anderen Kommunen übernimmt, statt das Rad immer neu erfinden zu wollen.

Haushaltsplan

Wir haben einen Haushaltsplan, der so intransparent ist, dass sich nach Schüllermann jetzt schon das zweite Beratungsunternehmen damit beschäftigt, den Inhalt in einer Arbeitsgruppe Stadtverordneten, Magistrat und Verwaltung zu erklären. Warum schaut man nicht in anderen Kommunen oder beim Kreis, wie die ihren Haushaltsplan gestalten, damit er lesbar ist und Klarheit und Wahrheit der Planung abbildet, und übernimmt diesen dann einfach?

Nachhaltig handeln

Hören wir auf mit Scheinaktivitäten und packen wir die Probleme richtig an:
Einst wurde gesagt, man wolle den Hessentag machen, weil man nicht mehr möchte, dass Rüsselsheim wegen erschossener Kampfhunde in den Medien auftaucht.
Aber: Wenn ich nicht möchte, dass Rüsselsheim wegen Kampfhunden in den Medien auftaucht, dann muss ich die Zustände in der Stadt ändern und keine Party feiern. Wenn bei mir am Auto etwas klappert, dann fahre ich in die Werkstatt und lasse es reparieren, aber ich drehe nicht das Radio lauter, damit ich das Geklapper nicht mehr höre.

Durch Fassadenkonzepte, anderes Pflaster, Spargelsonntage und Hessentagsevents wurde leider nicht ein Geschäft gerettet oder irgendwas in der Innenstadt nachhaltig geändert.
Es geht um Funktionen und nicht um die Form.
Was wir brauchen, sind wirkliche strukturelle Veränderungen.
Ich stelle die These auf, dass die Innenstadt genau so genutzt werden würde und eigentlich genau so aussehen würde, wie wir sie heute kennen, wenn man all die Jahre keinen Cent in die ständige Umgestaltung von Plätzen und Fassaden gesteckt hätte.
Und trotzdem wird gerade wieder eine neue Sau in Form eines Wettbewerbs durch die Stadt getrieben, die Bürger werden wieder aufgerufen sich zu beteiligen und am Ende ist eine Million Euro weg, auf dem Bahnhofsplatz haben 3 Konzerte stattgefunden und es stehen 4 neue Bäume vorm Opel-Hauptportal.
Die aber in 2 Jahren eingehen, weil keiner kontrolliert, dass die Bäume auch gegossen werden.
Während die Bürger vorm Altwerk stehen und „ihre Ideen einbringen sollen“, muss hintendran in der A1-Halle das „Rollwerk“ nach einem Jahr gerade wieder ausziehen. Obwohl das Projekt gelobt und angenommen wird, hat sich niemand darum gekümmert, den jungen Leuten eine Perspektive zu geben. Es ist eine Farce.
Es hätte der Innenstadt all die Jahre viel mehr geholfen, hätte man Beratungsstellen, Proberäume der Musikschule, die Stadtbücherei und Kursräume der Volkshochschule gezielt dahin umgesiedelt.
Da ist einiges passiert, aber ohne dass da eine Strategie dahinter steht, die Innenstadt wieder zu einem Stadtzentrum zu machen.

Wenn Sie dazu Fragen haben, bin ich jederzeit für Sie erreichbar: 0173-324 81 91